3D-Film

Vorwort


Zum Greifen Nah

Der Mensch ist ein Augenwesen mit einer besonderen Fähigkeit: durch nebeneinander liegende Augen kann er räumlich sehen. Das funktioniert allerdings nur, wenn jedes Auge sein Bild separat sieht. Erst dann ist das Gehirn in der Lage, daraus einen dreidimensionalen Eindruck zu errechnen.

Ein Stereoskop für die feinen Salons Schon kurz nach der Erfindung der Fotografie wurde auch die 3D-Fotografie entwickelt. Für jedes Auge wurde einfach ein eigenes Foto aufgenommen, in einem kurzen Abstand nebeneinander. Zum Ansehen dieser Fotos verwendete man Stereoskope, einfache Haltegeräte, in die die Fotos nebeneinander eingelegt wurden. Bis zu den Augen wurde eine Zwischenwand gezogen, sodass dann jedes Auge sein Foto wieder separat sehen und das Gehirn daraus den räumlichen Eindruck ermitteln konnte. Dieses Gerät wurde zur "Weltreise des kleinen Mannes". Viele Fotografen und Forscher hatten auf ihren Reisen Aufnahmen in 3D gemacht und brachten diese nun auf den Markt, um wenigstens teilweise die immensen Kosten ihrer Reisen wieder hereinzubekommen. Im Britischen Museum in London hängen noch heute große Holzkästen in verschiedenen Räumen, in denen auf Rundscheiben stereoskopische Ausgrabungsbilder zu sehen sind (ein Vorläufer der populären View-Master-Scheiben der 60er Jahre.).

Das Aufnehmen nebeneinanderliegender Fotos hatte allerdings einen gravierenden Nachteil: wenn das mit nur einer Kamera gemacht wurde, durfte sich zwischen den beiden Aufnahmen nichts bewegen, weil dann beim Ansehen der Fotos Geisterschatten auftraten - auf dem einen Bild war etwas, das auf dem anderen nicht war. An dieser Stelle kam dann das Gehirn mit dem räumlichen Eindruck durcheinander. (Dieses Phänomen kam später -nach der Erfindung des 3D-Films- wieder vor, wenn die Projektoren bei den Zweistreifen-Filmen asynchron liefen.) Man musste also entweder zwei Kameras oder Kameras mit zwei Objektiven verwenden, die zwei Fotos im gleichen Augenblick aufnehmen mussten, wenn man das Gehirn nicht durcheinander bringen wollte.

Im Hyde-Park Auch die bewegten Bilder sollten schon früh einen räumlichen Eindruck vermitteln. Bereits 1853 erfand Sir Charles Wheatstone ein stereoskopisches Guckkasten-Kino, das mit Papierfotostreifen arbeitete, da der perforierte Rollfilm noch nicht erfunden war. 1890 ließ der Filmpionier William Friese-Green eine stereoskopische Filmkamera bauen, mit der er Szenen im Hyde-Park aufnahm - 5 Jahre VOR der ersten öffentlichen Filmvorführung in mehreren Ländern.

Die Gebrüder Lumiere stellten zur Weltausstellung 1903 in Paris dreidimensonale Kurzfilme vor, die allerdings jeweils auch nur von einem Betrachter gesehen werden konnten, mit abgewandelten Stereoskopen. Beim Projizieren auf eine Leinwand tauchte nämlich das Problem der Bildtrennung auf. Sie erinnern sich: man sieht räumlich, weil jedes Auge sein Bild allein sieht. Wenn man nun die beiden Bilder auf die Leinwand projiziert, sehen die Augen aber beide Bilder gleichzeitig. Man musste also beide Bilder irgendwie auf die Leinwand bringen und sie trotzdem getrennt bei den Augen der Zuschauer ankommen lassen.

Bis zum Ende der Stummfilmzeit gab es bereits weit über 200 Patente zum dreidimensionalen Film. Und am 27. September 1927 setzten sich im im Ambassador-Hotel in Los Angeles zum ersten Mal die Kinobesucher die berühmt-berüchtigten rot/grün-Brillen auf, um einen abendfüllenden Spielfilm, The Power of Love, in drei Dimensionen zu erleben.

Den zu der Zeit vermutlich einzigen ernstzunehmenden Versuch, dreidimensionale Möglichkeiten für den Film zu nutzen, unternahm 1925 der französische Filmpionier Abel Gance bei der Realisierung seines Monumentalfilms Napoleon. Neben Sequenzen in Farbe (!) und einem Breitbildverfahren auf drei Leinwänden (Polyvision-Panorama, ein Vorläufer von Cinerama, Cinemiracle und Cinemascope) wurden auch Teile des Films im anaglyhen rot-grün gedreht. Bedauerlicherweise wurden diese Teile schon vor der Premiere wieder entfernt und kamen nie zur öffentlichen Aufführung.

Bereits 1891 erhielt John Anderton ein Patent zur Projektion von stereoskopischen Bildern mit Hilfe von polarisiertem Licht. Dieses ermöglichte nun das Ansehen von Farbbildern. Fast gleichzeitig gelangen zwischen 1934 und 1936 Edwin H. Land in den USA und den Firmen Zeiss Ikon und Käsemann in Deutschland die Herstellung von Flächenpolarisatoren, die bei der Projektion vor den Filmprojektor gehängt werden konnten. Land nannte sein billig herzustellendes Material Polaroid und legte damit die Grundlage zum Konzern gleichen Namens.

1937 wurde in Berlin der erste 3D-Farb-Tonfilm in der Filmgeschichte aufgeführt: ZUM GREIFEN NAH, ein Werbefilm mit Spielhandlung. Der Erfolg bei Publikum und Presse war sensationell. Der Filmtitel verselbstständigte sich und sollte dann in den folgenden Jahrzehnten noch so manchem 3D-Film vorangestellt werden.

Literaturtipp
Peter A. Hagemann: Der 3D Film
Verlag Monika Nüchtern, 1980
herausgegeben von der Stiftung Deutsche Kinemathek

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